Was das Sechstagerennen für Berlin,
für die Stadt Hamburg das der Tennis ist.
Die Spanische Hofreitschule, die ist in Wien,
das Nürburgrennen kennt ihr alle gewiß.
Die Kieler Woche, die kommt alle Jahre
wieder,
und wir in Aachen haben unser – Reitturnier.
Wir freuen uns drauf das ganze Jahr;
und ist es endlich dann so weit,
heißt es:”Aber ja, das ist doch klar,
dass es wieder Dauerkarten gibt!”
Mit Kindern und Enkeln gehn wir jetzt
zum Stehplatz, weil man da am besten sitzt.
Die Woche davor, da fängt Meiner* an *(Ehemann)
die Stehplatz—Requisiten zu begutachten.
Ist an den Stühlchen auch noch alles dran,
oder gibt es hier und da noch etwas zu flicken?
Sechs Stühlchen, für die Großen und die Kleinen,
und Fahrrad—Schlösser, um sie abends zu
festzubinden.
Ich brauche auch noch ein extra Kissen,
eine Decke, um sie um die Beine zu schlagen.
Für Essen und Trinken wir noch sorgen müssen,
wie sollten wir die Tage sonst überstehen?!
Und ans Regenwetter muß man denken;
saubere Taschentücher braucht man — um zu winken.
Dass niemand über uns muss schimpfen,
und vor verschlossenen Türen ankommt,
muss man bei Freunden sich abmelden,
weil wir für nichts zu sprechen sind.
Die Nachbarn sagen dann jedes Mal:
“Seht nur, da ziehen die Pferdejecken wieder dahin!”
Die meisten der Stehplatzdauerkartenkunden
sitzen immer an der selben Stelle.
Wir – am Wassergraben, linker Hand,
halbhoch, wenn uns mal jemand suchen möchte.
Muss man mal “müssen” im
Sonntagsgedränge,
könnte man womöglich seinen Platz nicht mehr finden.
Scheint mal die Sonne, zieht man sich luftig
aus,
man will sich ja unbeschwert fühlen.
Man streift dann auch noch die Schuhe ab;
so kann man sich die Füße kühlen.
Setzt sich in sein Stühlchen dann ganz bequem,
viel weicher, als die Leute auf der Tribüne.
Die Kinder können nicht den ganzen Tag
in so einem Stühlchen sitzen bleiben.
Die suchen Kumpane für ihren Spaß
und raufen, um sich die Zeit zu vertreiben.
Und bei dem Fußballtreten mit leeren Dosen,
da bekommen sie auch schon mal mächtig Streit.
Mit Kenneraugen wird von uns jeder Ritt
verfolgt,
und die Ergebnisse füllen Seiten.
Nur, dass ich ab und an mal eingenickt,
das will ich euch auch nicht verschweigen.
Und das Programmbuch, was man vollgeschrieben hat,
kommt auf unser Bücherbrett – neben den “ÖCHER PLATT”.
Einen Tag, und das ist ganz gewiß,
sitzen wir stundenlang bei der Dressur.
So still wie in einer Kirche ist es,
wenn schöne Pferde reiten ihre Lektion.
Will man das sehen, dann hilft uns nichts,
wir müssen um sechs Uhr aus dem Bett.
Samstags jagen durch den Aachener Wald,
Pferde und Wagen — mit viel hü und hot.
Um nichts zu versäumen laufen wir früh
die ganzen Kilometer mit.
Sind alle wieder weg, freuen sich Amsel und Spatz
über den gut gedeckten Mittagstisch.
Ist vom Platz der letzte Reitersmann,
dann sind unsere Augen nicht mehr klar.
Da hängt gewiß ein Tränchen dran.
Es dauert halt so lange bis zum nächsten Jahr.—
Darum der Urlaub beizeiten schon angemeldet
wird,
damit uns der Spaß nicht durch die Lappen geht.